Good Governance im Sport

Worum geht es?

Schwache Governance stellt ein ernstes Problem dar, das den internationalen Sport daran hindert, sein gesamtes Potenzial zum Nutzen Einzelner und der Gesellschaft auszuschöpfen: Die dem Sport zur Verfügung stehenden Ressourcen werden weniger effizient und effektiv eingesetzt.

In den letzten Jahren sind in internationalen und nationalen Sportorganisationen mehrere Fälle von schwacher Governance aufgetreten, von Managementkorruption wie Bestechung auf der einen, bis hin zu Versäumnissen aufgrund ineffizienter Verwaltung auf der anderen Seite.

Einer der Gründe für Governance-Versagen im Sport liegt möglicherweise darin, dass die Entwicklung der im 19. Jahrhundert gegründeten Institutionen von überwiegend ehrenamtlichen zu professionellen Einrichtungen nur langsam vonstatten geht. Solche professionellen Institutionen sind aber nötig, um die kommerzielle Sportwelt von heute zu lenken. Dies kann jedoch nicht die einzige Ursache sein: Viele komplett ehrenamtliche Sportinstitutionen haben ihre Steuerungsaufgaben prima erfüllt und es gibt zahlreiche professionelle Organisationen, in denen reichlich Missbrauch stattgefunden hat.

In vielen Teilen der Welt sind Sportinstitutionen von der Regierung größtenteils unabhängig bezüglich ihrer Organisation und sportlichen Regelwerke.

In einem entscheidenden Schritt im Oktober 2014 haben die Vereinten Nationen „die Unabhängigkeit und Autonomie von Sport“ erkannt.

Wie das IOC und Regierungsvertreter jedoch bereits mehrmals bestätigt haben (siehe beispielsweise das Ergebnisdokument des Anti-Corruption Summit im Mai 2016), muss das Recht auf Autonomie auch verdient werden: wenn die Governance als mangelhaft wahrgenommen wird, werden externe Eingriffe durch Regierungen, Strafverfolgungsbehörden und andere wahrscheinlicher.

Definitionen

Der einflussreiche Cadbury Report on Corporate Governance (1992) definiert Governance als “das System, durch das Unternehmen gesteuert und kontrolliert werden”.

Die EU-Expertengruppe zu Good Governance erarbeitete 2013 ihre eigene Version von Principles of good governance in sport, die folgende Definition enthält:

“Der Rahmen und die Art und Weise, wie eine Sportinstitution Richtlinien erstellt, ihre sportstrategischen Ziele umsetzt, sich mit Stakeholdern auseinandersetzt, Leistungsprozesse überwacht, Risiken beurteilt und mit ihnen umgeht sowie für ihre Klientel Aktivitäts- und Fortschrittsberichte über die Bereitstellung effektiver, nachhaltiger und angemessener Sportpolitik und –regulierung erstellt.”

Es gibt mittlerweile mehrere Governance-Theorien. In den letzten Jahren hat das Interesse von Wissenschaftlern und Institutionen zum Thema Sport-Governance zugenommen. Es wurden bereits eine Reihe von guten Governance-Prinzipien vorgestellt, zum Beispiel die Basic Universal Principles of Good Governance of the Olympic and Sports Movement des IOC von 2008, die Prinzipien der EU für gute Governance im Sport (2013) und die Universal Standards der Sport Integrity Global Alliance.

Die verschiedenen Prinzipienansammlungen überschneiden sich häufig. In einer 2013 veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeit fassen Jean-Loup Chappelet und Michaël Mrkonjic mehrere Zusammenstellungen von Good-Governance-Prinzipien zu messbaren Indikatoren zusammen, die auf folgenden Punkten basieren:

  1. Transparente Organisation
  2. Transparente Berichterstattung
  3. Stakeholder-Repräsentation
  4. Demokratischer Prozess
  5. Kontrollmechanismen
  6. Sportliche Integrität
  7. Solidarität

Wie wird darauf reagiert?

Obwohl es schon früher Sportskandale gab, kam Sport-Governance erstmals in den 1990er Jahren in Folge diverser Aktivitäten von Wissenschaftlern, Investigativjournalisten und NGOs wie Play the Game auf die Tagesordnung.

Die Initiative Agenda 2020 der IOC beinhaltete 2014 eine Arbeitsgruppe für gute Führung und Autonomie. Unter den 40 Empfehlungen, die im Dezember angewandt wurden, bezogen sich fünf auf Führung und Ethik. Empfehlung 27 ist von besonderer Bedeutung, sie lautet:

„Alle Organisationen, die zum Olympic Movement gehören, müssen die Basic Universal Principles of Good Governance of the Olympic and Sports Movement („PGG“) akzeptieren und einwilligen.“

Die Association of Summer Olympic International Federations (ASOIF) hat daraufhin ein Werkzeug zur Beurteilung der Governance für internationale Sportverbände entwickelt. Die internationalen Verbände füllten Selbstbewertungsfragebögen aus, die überprüft wurden, was in der Veröffentlichung von Berichten in den Jahren 2017 und 2018 gipfelte. Auch die Association of International Olympic Winter Federations (AIOWF) beteiligte sich mit einem im Jahr 2018 veröffentlichten Bericht. I Trust Sport wurde mit der Unterstützung dieser Projekte beauftragt.

Einzelne Sportorganisationen haben Reformprozesse zur Governance in Gang gesetzt. Dies geschah normalerweise nach einer Krise. Körperschaften unter anderem im internationalen Fußball (FIFA), Radsport (UCI) und Leichtathletik (IAAF) haben ihre Regelwerke kürzlich, Amtszeitbeschränkungen eingeführt und mehr unabhängige Persönlichkeiten in Aspekte von Entscheidungsverfahren eingebunden. Insgesamt ist das Tempo des Fortschritts im Sportsektor jedoch gering.

Zusätzlich zu den verschiedenen herausgegebenen Regelwerken für gute Governance haben Regierungen und Regulierungsbehörden in vielen Ländern – als Voraussetzung für den Erhalt öffentlicher Mittel – Standards für die Governance in Sport-Körperschaften in Kraft gesetzt. So haben beispielsweise UK Sport und Sport England einen Code for Sports Governance herausgegeben, der das Maß an Transparenz, Verantwortlichkeit und finanzieller Integrität festlegt, das von Organisationen verlangt wird, die öffentliche Mittel in Anspruch nehmen (Offenlegung: Der Gründer von I Trust Sport arbeitete an diesem Projekt für UK Sport). Im Dezember 2017 berichteten UK Sport und Sport England, dass 55 von 58 nationalen Regierungsstellen die Anforderungen des Kodex erfüllt hätten.

Die EU ist im Bereich Sport-Governance aktiv geworden. Zusätzlich zur Einsetzung der oben erwähnten Expert Group hat die EU eine Reihe von Projekten zum Thema Governance finanziert. Im Förderprogramm Erasmus + für 2014 – 2020 ist ein Kapitel für gute Governance vorgesehen.

Eines der finanzierten Projekte, das vom Europäischen Olympischen Komitee geleitet wird, hat ein Werkzeug zur Einschätzung und Fortbildung im Bereich Governance mit dem Namen SIGGS entwickelt, das für nationale Olympische Komitees und nationale Sportverbände bestimmt ist.

In Zusammenarbeit mit Partnern in acht europäischen Ländern entwickelte Play the Game ein Benchmarking-Tool zur Bewertung der Governance in nationalen Sportverbänden, das im November 2018 in einem Bericht veröffentlicht wurde.

Eine neue Initiative, die 2017 unter dem Namen International Partnership Against Corruption in Sports (IPACS) begann, bringt Interessenvertreter zusammen, darunter die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), das IOC, eine Reihe nationaler Regierungen, den Europarat und das United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC). Die Arbeitsgruppen befassen sich mit den Themen Korruption bei der Beschaffung, Integrität bei der Auswahl der Gastgeber für große Sportereignisse und Einhaltung der Grundsätze der guten Verwaltungspraxis.

Die Sichtweise von I Trust Sport

I Trust Sport wurde 2013 von Rowland Jack gegründet, weil dieser mehr und mehr zu der Überzeugung kam, dass die schwachen Governance-Standards den Sport daran hindern, sein gesamtes Potenzial zum Nutzen Einzelner und der Gesellschaft auszuschöpfen.

I Trust Sport ist ein Beratungsunternehmen für Sport-Governance, das sich dem Ziel verschrieben hat, die internationale Sport-Governance durch Kooperation zu verbessern.

Das Unternehmen bietet Dienstleistungen für verschiedene Kundentypen:

  • Verbände und Dachverbände – hier besteht die Möglichkeit, ein unkompliziertes, objektives Beurteilungsinstrument für die internationale Verband-Governance einzusetzen
  • Sponsoren – zum Schutz ihrer Investitionen helfen wir Sponsoren dabei, einen bedeutsamen und verantwortungsbewussten Einfluss auf die Governance der Organisationen zu haben, die sie unterstützen
  • Institutionen – Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Bereich Sport-Governance
  • Sonstige Organisationen – Erleichterung der Kooperation mit anderen Sportorganisationen
  • Einzelpersonen – wir unterstützen Einzelpersonen bei der Verbesserung der Governance in Sportorganisationen, in denen sie involviert sind


Bitte denken Sie daran, dass dies lediglich eine Zusammenfassung mehrerer komplexer Themen darstellt und somit keineswegs vollständig ist. Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren und ihre Korrekturen oder Kommentare zum obigen Artikel zu schicken.

In den USA finden wichtige Debatten über die Kontrolle des Sports statt, etwa im Zusammenhang mit der National Collegiate Athletic Association (NCAA). Im Moment ist I Trust Sport nicht aktiv an US-spezifischen Projekten beteiligt.

Besuchen Sie auch die Quellenseite von I Trust Sport.

Aktualisiert Dezember 2018.

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